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Selbstregulation und Intuition: Wie du impulsives Handeln von echtem Bauchgefühl unterscheidest

Intuition oder impulsives Handeln? Oft verwechseln wir spontane Entscheidungen mit innerer Weisheit. Doch während Intuition auf Erfahrung und tiefem Wissen basiert, werden Impulse meist von Emotionen und äußeren Reizen gelenkt. Wie kannst du den Unterschied erkennen und bewusster entscheiden? Ein inspirierender Gastbeitrag von Mari Berrey.

Hast du dich schon einmal gefragt, ob dein spontanes Handeln aus innerer Weisheit kommt oder einfach nur ein unüberlegter Impuls ist? Wie oft hast du eine Entscheidung bereut, die sich im ersten Moment „richtig“ angefühlt hat? Und was, wenn dein vermeintliches Bauchgefühl dich eigentlich in die Irre führt?

Wir verlassen uns oft auf unsere Intuition, doch nicht selten verwechseln wir sie mit impulsivem Handeln. Der Unterschied ist subtil, aber entscheidend: Intuition basiert auf Erfahrung und tiefem Wissen, während Impulse oft von Emotionen und momentanen Reizen gesteuert werden.

Doch wie kannst du lernen, sie zu unterscheiden? Darauf gehen wir im Folgenden genauer ein und geben dir Methoden an die Hand, wie du zwischen den beiden Gefühlen besser unterscheiden kannst.

Was ist Intuition und was sind Impulse?

Fangen wir von vorne an und versuchen die beiden Begriffe auseinanderzuziehen, um ein besseres Verständnis zu bekommen.

Unsere Intuition ist eine Form von unbewusster Intelligenz, die sich aus unserer Erfahrung und unserem Wissen speist. Sie zeigt sich oft als ein tiefes inneres Wissen, das sich ruhig und sicher anfühlt. Ein erfahrener Arzt spürt beispielsweise intuitiv, welche Diagnose richtig sein könnte, weil er unbewusst auf jahrelange Mustererkennung zurückgreift. Ebenso kennen wir das Phänomen aus alltäglichen Situationen: Ein plötzlicher Einfall während eines Gesprächs, der genau ins Schwarze trifft, oder ein Gefühl der Gewissheit, wenn wir vor einer wichtigen Entscheidung stehen. Intuition fühlt sich meist stimmig und beständig an, sie wirkt nicht sprunghaft oder übermäßig emotional.

Impulsivität hingegen ist eine spontane, oft emotionale Reaktion auf einen Reiz, ohne vorherige Reflexion. Wenn du beispielsweise in einem Moment der Frustration eine wütende Nachricht verschickst oder impulsiv Geld für etwas ausgibst, das du eigentlich nicht brauchst, dann handelt es sich um einen Impuls, nicht um Intuition. Impulse sind häufig von starken Emotionen begleitet, wie Wut, Angst oder Euphorie, und führen zu Handlungen, die wir später bereuen können.
Der Schlüssel liegt also darin, genau zu beobachten, wie sich eine Entscheidung anfühlt: Ist sie ruhig und klar, oder hektisch und drängend? Doch wie kannst du dich davor schützen, von Impulsivität geleitet zu werden? Hier kommt die Selbstregulation ins Spiel.

Die Rolle der Selbstregulation

Selbstregulation ist die Fähigkeit, unsere Emotionen, Gedanken und Verhaltensweisen bewusst zu steuern. Sie hilft uns, impulsives Handeln zu vermeiden und auf echtes Bauchgefühl zu vertrauen. Menschen mit einer starken Selbstregulation können besser zwischen innerem Wissen und spontaner Reaktion unterscheiden, weil sie in der Lage sind, innezuhalten und ihre Entscheidungen bewusst zu reflektieren.

Neurobiologisch gesehen spielen hier zwei Gehirnareale eine zentrale Rolle: das limbische System, das für emotionale Reaktionen verantwortlich ist, und der präfrontale Kortex, der rationales Denken und Selbstkontrolle steuert. Ist die Selbstregulation schwach, dominiert das limbische System, und wir treffen voreilige Entscheidungen. Wer jedoch seinen präfrontalen Kortex stärkt, kann emotionale Impulse besser regulieren und bewusster auf seine Intuition hören. Eine Studie von Bechara et al. (2000) zeigt, dass Menschen mit Schädigungen im präfrontalen Kortex größere Schwierigkeiten haben, impulsive Entscheidungen zu kontrollieren, was darauf hindeutet, dass diese Gehirnregion eine zentrale Rolle bei der Selbstregulation spielt.

Doch Selbstregulation bedeutet nicht, Emotionen zu unterdrücken. Vielmehr geht es darum, sie bewusst wahrzunehmen und zu lernen, mit ihnen umzugehen. Durch gezielte Techniken wie Achtsamkeitstraining oder bewusstes Innehalten kannst du trainieren, dich nicht von spontanen Impulsen leiten zu lassen. Indem du dir angewöhnst, vor wichtigen Entscheidungen kurz innezuhalten und bewusst in dich hineinzufühlen, stärkst du deine Fähigkeit, Intuition von Impulsivität zu unterscheiden.

Doch wie kannst du nun konkret erkennen, ob du aus Intuition oder aus einem Impuls handelst? Hier sind einige bewährte und weniger bekannte Methoden.

Methoden zur Unterscheidung von Intuition und Impulsen

Neben den bekannten Techniken gibt es einige weniger verbreitete Methoden, die dir helfen können, Intuition von Impulsivität zu unterscheiden. Hier haben wir eine kurze, aber wirkungsvolle Liste zusammengestellt:

  1. Die 10-Sekunden-Regel: Bevor du eine spontane Entscheidung triffst, halte einen Moment inne. Fühlt sich die Entscheidung ruhig und stimmig an, oder entsteht sie aus innerer Unruhe oder Druck?
  2. Körperliche Signale beobachten: Intuition zeigt sich oft als tiefe Gelassenheit, während Impulsivität mit körperlicher Anspannung oder Nervosität einhergeht.
  3. Reflexionsfragen stellen: Ist deine Entscheidung von Angst, Unsicherheit oder äußerem Druck geprägt? Intuition kommt aus innerer Klarheit, nicht aus einem flüchtigen Gefühl. Selbstreflexion ist hier der Schlüssel!
  4. Das Morgenlicht-Prinzip: Schlaf eine Nacht über deine Entscheidung und überprüfe am nächsten Morgen, ob sie sich immer noch stimmig anfühlt. Intuitive Entscheidungen bleiben konstant, während impulsive häufig im Nachhinein fragwürdig erscheinen.
  5. Der innere Dialog-Test: Stelle dir vor, du erklärst deine Entscheidung laut einer anderen Person. Wenn deine Begründung klar und kohärent ist, spricht das für Intuition. Ist sie hingegen sprunghaft oder emotional aufgeladen, handelt es sich wahrscheinlich um einen Impuls.
  6. Das Drittpersonen-Experiment: Frage dich, wie eine Person, die du für besonnen hältst, in deiner Situation entscheiden würde. Diese Perspektivenübernahme kann dir helfen, impulsive Reaktionen zu entlarven.

Praktische Übungen zur Stärkung der Intuition und Selbstregulation

Um deine Intuition gezielter zu nutzen und Impulsivität zu reduzieren, können dir unter anderem folgende Übungen:

  • Achtsamkeitsmeditation: Regelmäßige Meditation stärkt deine Fähigkeit, innere Signale bewusst wahrzunehmen und impulsive Reaktionen zu kontrollieren.
  • Kognitive Umstrukturierung: Identifiziere negative Denkmuster und ersetze sie durch realistische, reflektierte Gedanken. So triffst du fundiertere Entscheidungen.
  • Emotionale Distanzierung: Stell dir vor, du würdest einem Freund raten, der in deiner Situation ist. Welchen Rat würdest du geben? Dieser Perspektivwechsel kann helfen, impulsive Entscheidungen zu hinterfragen.

Fortführende Literatur zum Thema Intuition und wie du sie als inneren Kompass in deine Alltagsentscheidungen einfließen lassen kannst, findest du hier.

Fazit

Der Unterschied zwischen Intuition und Impulsivität ist oft schwer zu erkennen, doch mit der richtigen Selbstregulation kannst du lernen, gute und weise Entscheidungen für dich zu treffen. Nimm dir dafür bewusst Zeit, bevor du handelst, beobachte deine körperlichen Reaktionen und reflektiere deine Entscheidungen im Nachhinein.

Welche Methode probierst du als Erstes aus? Beginne noch heute damit, deine Intuition zu stärken und impulsives Handeln zu reduzieren!

Über die Autorin (Mari Berrey):
Ist auf der Suche nach einem Leben, das sich wirklich lebendig anfühlt – voller Sinn, Wachstum und Humor. Nach einer 180 Grad Drehung im Leben steht sie nun auf dem Kopf (im wahrsten Sinne!) und entdeckt jeden Tag neue Perspektiven. Sie verliert sich gerne in Geschichten und lädt dazu ein, an ihren Erfahrungen, Gedanken und Erkenntnissen teilzuhaben.

 

„Ob wir es nun Heilung, Suche nach Glück, Sinn oder Zweck oder eine Optimierung menschlicher Erfahrung nennen… Wir alle befinden uns auf einer dauerhaften, lebenslangen Suche… zu VERTRAUEN, dass es tatsächlich sicher sein kann, sich sicher zu fühlen.“ (Michael Allison)

In meinen Kursen und im Alltag begegne ich immer mehr Menschen, die von wachsender Unsicherheit sprechen. Irgendwie scheint die Unsicherheit das neue Normal zu sein.
Die Welt ist komplex und kompliziert, und es gibt keine einfachen Lösungen. Überall suchen Experten nach Antworten – gleichzeitig nutzen manche die Verunsicherung für ihre Zwecke, indem sie scheinbar einfache Lösungen anbieten.

Menschsein ist nicht leicht. Wir denken, wir fühlen, wir nehmen die Welt um uns herum wahr. Und genau wie jedes andere Lebewesen wollen wir nicht nur überleben, sondern leben. Ein erfülltes, freies, glückliches Leben. Dafür brauchen wir ein gewisses Maß an Sicherheit – ohne sie können wir weder Freude empfinden noch wachsen.

Wie sicher sind wir wirklich? Unser Nervensystem ist evolutionsbiologisch darauf ausgelegt, Gefahren zu erkennen und uns zu schützen. Ist Gefahr da – dann kämpfst du oder fliehst. Philosophieren über das Leben? Dafür ist keine Zeit.
Die Frage ist: Ist wirklich immer Gefahr?

Oft nicht. Doch unser Nervensystem wird durch die tägliche Flut an Informationen, Nachrichten und gesellschaftlichen Strömungen ständig getriggert. Abhängig von unseren eigenen Erfahrungen und Interpretationen verstärkt dies nicht nur reale Gefahren, sondern schürt zusätzlich Angst und Sorgen. Das Ergebnis? Dauerstress.

Sicherheit ist kein Luxus – sie ist essenziell
Es gibt drei grundlegende Bedürfnisse, die uns als Menschen prägen:

  • Sicherheit – das Gefühl, geschützt und stabil zu sein.
  • Beziehung – die Verbindung zu anderen und zu sich selbst.
  • Autonomie – das Erleben von Selbstbestimmung und eigener Gestaltungskraft.

Diese drei Dinge bilden unser Fundament. Ohne sie läuft nichts. Keine Kreativität, kein Wachstum, kein echtes Leben.

Neben den realen Gefahren füttert unsere Gesellschaft unser inneres Alarm- und Antriebssystem mit Leistungsdruck, Konkurrenzdenken und dem ständigen Gefühl, nicht genug zu sein. Das sorgt dafür, dass unser System immer auf Alarm geschaltet ist. Wir sind in einem Zustand von Widerstand, Trennung, Kampf und Flucht.
Kein Lebewesen kann unter so einem Dauerstress gedeihen.

Dauerhafter Alarmzustand – das Problem unserer Zeit
Ein Gefühl der Unsicherheit aktiviert unser Stresssystem:

  • Unser Atem wird flacher.
  • Die Muskulatur spannt sich an.
  • Unser Denken wird enger.

Wir befinden uns dann im Überlebensmodus, der es uns erschwert, in Beziehung zu uns selbst und anderen zu treten, kreativ zu sein oder uns weiterzuentwickeln.
Kann ein Kind so gut in der Schule lernen?
Kann eine Mitarbeiterin motiviert arbeiten und neue Ideen entwickeln?
Wohl kaum.  

Damit wir als Menschen gedeihen können, brauchen wir das Gefühl von Sicherheit und Kontrolle – bis zu einem gewissen Maß. Es geht immer um Balance. Denn Wachstum bedeutet auch, dass wir uns immer wieder in die Unsicherheit begeben.
Das ist die Zone der Herausforderungen.

Die drei Zonen unserer Erfahrung: Sicherheit, Wachstum und Gefahr

  • Die Sicherheitszone – Hier entsteht Heilung und persönliche Entfaltung. In diesem Zustand fühlen wir uns sicher und entspannt, können kreativ sein und in den Kontakt mit anderen treten.
  • Die Wachstumszone – Wenn wir Herausforderungen begegnen, betreten wir eine Zone außerhalb unserer Komfortzone. Diese Phase ist notwendig für Entwicklung, ähnlich wie Muskeln durch Widerstand wachsen.
  • Die Gefahrenzone – Wird der Stress zu groß, geraten wir in einen Zustand der Überforderung. Neurobiologisch betrachtet aktiviert sich der Sympathikus – unser Kampf- oder Fluchtmodus. Wird die Belastung zu hoch und erscheint keine Flucht oder Handlung mehr möglich, folgt der Shutdown-Modus.

Hier treten Lähmung, Erschöpfung und emotionale Starre ein – der Zustand, den wir auch aus Traumareaktionen kennen.
Und genau hier stecken heute viele Menschen und Gesellschaften fest:
Sie kämpfen nicht mehr. Sie fliehen nicht mehr. Sie sind erstarrt.

Kein Schimpfen mehr über „die Politik“, „den Staat“ oder sonstige Sündenböcke.
Keine Ablenkung mehr durch Fernseher, Social Media oder Konsum – sei es durch Shopping, ständige Reize oder Essen.
Nur noch Ohnmacht. Rückzug. Depression.
Ein blödes, sehr unangenehmes Gefühl.

Nun kommt die zweite Frage:
Wie schaffen wir es, inmitten der Unsicherheit ein Gefühl von Stabilität zu bewahren?
Oder, wie es der Begründer von MBSR, Jon Kabat-Zinn, einmal sagte:
„Was braucht es im Außen, damit du dich bei dir zu Hause fühlen kannst? Wie kannst du mit ständigen Veränderungen im Leben umgehen? Dich in der Unsicherheit sicher fühlen?“

Es geht darum, wieder ins Handeln zu kommen – raus aus Angst und Ohnmacht, hin zu innerer Stärke und eigener Gestaltungskraft.

Hier setzt Achtsamkeit an: Sie bringt mehr Bewusstsein in diese automatischen Prozesse, unterbricht alte Muster und schafft neue Möglichkeiten für Selbstregulation.

Wie können wir Unsicherheit regulieren?
Eine einfache, aber wirkungsvolle Übung:

  • Wahrnehmen – Beobachte, was gerade da ist: Körperempfindungen, Gefühle, Gedanken.
  • Benennen – Formuliere es bewusst: „Da ist Anspannung in meinen Schultern.“ / „Da ist Angst.“
  • Regulieren – Frage dich: „Was würde mir jetzt gut tun?“ Vielleicht eine bewusste Atmung, eine sanfte Bewegung oder ein innerer Satz wie: „Ich bin sicher. Es darf sein.“

Durch diese achtsame Haltung kannst du dich selbst regulieren und aus dem Überlebensmodus in einen Zustand von Präsenz und Sein zurückfinden.
Nur dann ist es dir möglich, dein authentisches Selbst wirken zu lassen. Du selbst zu sein. Einfach, echt, ungekünstelt: Einzigartig!

Die ultimative Lösung am Ende: Vertrauen
Manchmal lassen sich die Umstände nicht ändern. Doch eines bleibt uns immer: Unsere innere Haltung – zu uns selbst und zum Leben. Und das Vertrauen – in uns und den Weg, der sich entfaltet.

Vertrauen bedeutet, sich dem Moment anzuvertrauen, ohne alles kontrollieren zu müssen. Es bedeutet, eine tiefere Zuversicht zu entwickeln, dass das Leben sich entfalten wird, auch wenn wir nicht alle Antworten kennen.

Wir können nicht verhindern, dass die Welt unsicher ist. Aber wir können lernen, in dieser Unsicherheit sicher zu sein.

Diese Erfahrung ist nicht nur ein Konzept, sondern auch meine persönliche Erkenntnis aus der AchtsamkeitspraxisAm Ende wird alles gut.

Dieses Ende ist weder zeitlich noch räumlich. Es gehört zu einer tieferen Dimension unseres Daseins, die unser Verstand nicht erfassen kann. Es ist ein Heimkehren, ein Gehaltensein – das Los- und Fallenlassen in etwas Größeres.

Ein Raum, in dem du sein darfst, genau so, wie du bist – mit all deinen Wünschen, Sorgen, Ängsten und Zweifeln. Eine innere Heimat, in der du geborgen und willkommen bist.