Die unbewusste Intelligenz
Institut für Achtsamkeit, Intuition und ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung
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Die unbewusste Intelligenz
Sigmund Freud sah die animalischen Triebe und unterdrückten traumatischen Erinnerungen im Unbewussten und bezeichnete sie als etwas Bösartiges und Unberechenbares. Die Psychoanalyse und viele andere psychologische Schulen legten und legen teilweise noch heute den Fokus stark auf pathologische Denk- und Verhaltensweisen. Sie erkennen im Unbewussten die Quelle vieler Probleme, die folglich dort gesucht und bearbeitet werden müssen.
Unter anderem trug die Hirnforschung dazu bei, dass sich das Bild langsam wandelte, und so erkennen heute die meisten Psychologen im Unbewussten auch ein großes positives Potenzial, das sowohl zur Heilung als auch zur Weiterentwicklung des Menschen in den verschiedenen Bereichen des Lebens dienen kann. Dieses Potenzial reicht − wie zahlreiche aktuelle Untersuchungen zeigen konnten − weit über die Möglichkeiten des bewussten Geistes hinaus. Der Sozialpsychologe und Bewusstseinsforscher Ap Dijksterhuis ist der Ansicht, dass unser Verhalten zum größten Teil nicht in unserem Bewusstsein gründet. Er erklärt, dass wir die unbewussten Prozesse deutlich unterschätzen und die bewussten stark überschätzen.
Die Gründe dafür erscheinen plausibel: Denn unsere Wahrnehmung und unser Denken sind sich nur der bewussten Prozesse bewusst. Die unbewussten Prozesse (die logischerweise unbewusst sind) sind uns nicht bewusst. Dem Bewusstsein unbewusste Prozesse verständlich zu machen, wäre wie das Suchen einer dunklen Stelle mit der Taschenlampe, so Dijksterhuis. Wissenschaftler schätzen, dass unser Gehirn über die verschiedenen Sinnesorgane etwa 11 Millionen Bits pro Sekunde aufnehmen kann. Nur einen sehr geringfügigen Teil davon nehmen wir aber bewusst wahr. Untersuchungen die der bekannte Psychologe George Miller durchführte zeigten, dass ein erwachsener Mensch bewusst etwa 7 ± 2 Informationseinheiten präsent halten kann. Das Bewusstsein kann etwa 60 Bits pro Sekunde verarbeiten. Zum Vergleich: Ein Wort mit fünf Buchstaben enthält weniger als 25 Bits. Das Unbewusste hingegen kann 11,2 Millionen Bits pro Sekunde verarbeiten. Somit ist die Verarbeitungsmenge des Unbewussten 200.000 Mal größer als die des Bewusstseins. Das bewusste Denken ist aber nicht minderwertig – es hat eine wichtige Funktion. Der Vorteil des bewussten Denkens ist die Präzision, jener des unbewussten Denkens die Kapazität. Bei einer konkreten Rechenaufgabe wie 24 x 17 müssen wir uns des bewussten Denkens bedienen. Sind aber viele Aspekte zu berücksichtigen, sinkt (wie in der unteren Abbildung zu sehen ist) die Qualität der bewussten Entscheidung.
Dijksterhuis, Ap (2010): Das kluge Unbewusste. Denken mit Gefühl und Intuition. Stuttgart: Klett-Cotta Verlag
Miller, G. A. (1956). „The magical number seven, plus or minus two: Some limits on our capacity for processing information“. Psychological Review 63 (2): 81–97.