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Die Kraft der Gemeinschaft

In der Achtsamkeitspraxis ist es wichtig, echte Erfahrungen zu machen, die uns auf emotionaler und körperlicher Ebene berühren. Das authentische Erleben kann oft nur in Beziehung zu anderen Menschen geschehen. Durch solche Erfahrungen können wir wachsen und uns verändern. Es geht darum, sich selbst treu zu bleiben und das Echte in uns zu zeigen. Wahre Freundschaft bedeutet, akzeptiert zu werden, wie man ist, ohne sich verstellen zu müssen. In Gruppenübungen können wir diese Erfahrungen teilen und voneinander lernen, was uns letztendlich alle näher zusammenbringt.

„Alleine bist Du vielleicht schneller, gemeinsam kommst Du weiter.“
(Frits Koster)

In meinen Ausbildungen erfuhr ich immer wertvolle Erkenntnisse durch die Erfahrungen, die ich mit anderen Menschen machen durfte. Es gab Momente, wo bestimmte Übungen oder Aussagen mich nervten, im Nachhinein war ich aber dankbar für sie. Denn gerade diese Erfahrungen, die mit Widerstand verbunden waren, haben sich oft für meine persönliche Entwicklung als wertvoll gezeigt.

Nicht unbedingt das Angenehme bringt uns zum Wachstum. Oft sind es die Erfahrungen, die uns aufwühlen, die uns zornig, ängstlich, oder traurig machen. Wachstum ist meist mit Widerstand verbunden. Und diesen Widerstand kann ich sehr gut (oder nur) mit und durch ein Gegenüber erfahren.

In der Achtsamkeitspraxis gibt es manchmal die Gefahr, dass Dinge schönmeditiert werden. Da wird still gesessen, nett gelächelt, man unterhält sich über spirituelle Themen und über die „Geschenke des Universums“. Manchmal darf es auch laut und deftig sein. Denn es soll authentisch und natürlich sein. Wir sollten durch eine falsche Praxis nicht dem Unangenehmen ausweichen, es verdrängen. Denn sonst lügen wir uns selbst an.
Jede und jeder muss sich mit der Zeit die Frage stellen:

  • Um was geht es?
  • Warum bin ich hier bzw. was soll meine Praxis bewirken?

Viele unserer Probleme haben was mit Beziehungen zu tun. Ob wir uns geliebt und wertvoll fühlen, ist zum großen Teil das Resultat unserer früh gemachten Bindungserfahrung. Wissenschaftliche Studien zeigen deutlich, dass die Bindung zu wichtigen Bezugspersonen in der Kindheit einen großen Einfluss auf das spätere Leben hat. Kinder, die wenig körperlichen Kontakt, Zuspruch und Liebe erhalten haben, zeigen im Erwachsenenalter körperliche Symptome und nachteilige Verhaltensweisen gegenüber sich selbst und anderen.
Die gute Nachricht ist: Für Veränderungen ist es nie zu spät!

Wie können wir aber neue Erfahrungen machen und durch sie wachsen?
Nun, es reicht nicht, ein Buch zu lesen oder nur darüber zu sprechen. Die Erfahrung muss tiefer eindringen. Sie muss unter die Haut gehen! Ins Fleisch und Blut übergehen, wie man so sagt. Wir müssen es fühlen und nicht nur verstehen. Deswegen bin ich kritisch, wenn Menschen nur über etwas reden. Sie zerreden die Erfahrung und flüchten so in den Kopf. So wie ein negatives, traumatisches Ereignis sich in unser Fühlen und Denken einbrennen kann, können neue und positive Erlebnisse in uns was be-wirken. Dafür braucht es aber ein Erlebnis. Etwas, was uns auf der körperlich-emotionalen Ebene berührt. Und das geschieht meistens in Beziehung zu etwas. Dieses Etwas ist meistens eine Person bzw. eine Gruppe von Menschen.

Wenn Du früher wütend und Dich anders als gewünscht verhalten hast, hast Du vielleicht Missachtung und Ablehnung erfahren.
Die anderen wollten, dass Du nett und freundlich bist und Dich so verhältst, wie sie es sich wünschen. In ihren Augen war es richtig, für Dich aber nicht echt.
Das „Falsche“ kann oft das „Richtige“ sein. Dann, wenn das Richtige echt ist!
Wie oft bemühen wir uns im Alltag, die Dinge richtig zu machen und verleugnen dabei das Echte, Authentische in uns? Unsere wahren Gefühle, Empfindungen und Bedürfnisse?

Es geht darum, Du selbst zu sein. Mit all dem, was Dich ausmacht. 
Wahre Freundschaft zeigt sich gerade darin, dass Du sein darfst wie Du bist. Dass Du Dich nicht verstellen musst und Deine Gefühle und Gedanken ausdrücken darfst und damit akzeptiert bist.  Diese Erfahrung möchte ich auch meinen Teilnehmenden durch Übungen immer wieder erfahrbar machen. Vor allem in der Gruppe ist das besonders wertvoll. Durch diese Erfahrungen kann ein neues Selbstbild entstehen, die die Beziehung zu mir selbst ändert. Anstatt der vielleicht befürchteten Ablehnung und Kritik erfahre ich Akzeptanz und Mitgefühl. Gerade das nicht Erwartete fördert eine Neubewertung im Gehirn und kann alte und negative Muster überschreiben. Dadurch entstehen neue Vernetzungen im Gehirn. Und das Interessante dabei ist, dass ich nicht nur durch meine eigene Erfahrung davon profitieren kann, sondern auch durch die der anderen. Wir partizipieren an dem, was der andere erlebt und gewinnen dadurch immer auch etwas für uns selbst.

Es berührt mich, wenn Teilnehmende sich im Kurs auf die Übungen einlassen und authentisch zeigen. Das erfordert manchmal Mut, der sich am Ende auszahlt.
Im Laufe der Jahre habe ich schon über Tausend Menschen in Gruppen und Coachings begleitet und eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Wir sitzen alle in einem Boot. Und, so unterschiedlich sind wir gar nicht. Wir alle haben den Wunsch, geliebt zu sein. Wir möchten dazugehören und wir wollen glücklich sein.

Wo können wir dies finden, wenn nicht in der Gemeinschaft?
Da wo wir als Mensch, mit all dem, was uns ausmacht, sein dürfen.