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Krank durch Meditation?

Meditation und Achtsamkeit geraten zunehmend in deine Kritik. Sind die vermeintlichen Allheilmittel wirklich frei von Risiken? Erfahre, welche Chancen und Herausforderungen die Praxis für Dich birgt - und wie Du Achtsamkeit individuell und verantwortungsvoll in Deinen Alltag integrieren kannst.

„Glaubt nicht dem Hörensagen und heiligen Überlieferungen, nicht Vermutungen oder eingewurzelten Anschauungen, auch nicht den Worten eines verehrten Meisters; sondern was ihr selbst gründlich geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt, das nehmet an.“ (Buddha)

In letzter Zeit sind einige kritische Stimmen zu Meditation und Achtsamkeit in den Medien aufgetaucht. Nach Jahren des Hypes musste ja bald eine Gegenbewegung kommen. Aber lasst uns mal genauer hinschauen, was da wirklich dran ist.

Risiken durch Meditation und Yoga
Vor einiger Zeit wurde unter anderem in einem Spiegelartikel über die Risiken und Nebenwirkungen von Meditation und Yoga berichtet.  Ja, Meditation hat Nebenwirkungen, wie jedes wirksame Mittel. Natürlich gibt es auch gewisse Risiken, besonders bei intensiven Praktiken. Tief verdrängte Emotionen können an die Oberfläche kommen, was beängstigend sein kann. Doch das ist kein Grund zur Panik. Wie bei den Medikamenten, überwiegen hier die positiven Effekte. Bei bestimmten Menschen mit psychischen Belastungen kann etwas hochkommen. Deswegen ist es wichtig sich eine passende Methode und einen kompetenten Lehrer zu suchen. Zuerst einmal sage ich: Zum Glück rührt sich da etwas. Denn dort, wo Bewegung ist, gibt es Leben, und nur was lebt, kann verändert werden. Das Gegenteil ist die Abspaltung, die Starre des Lebens, wo der Mensch in seinem Überlebensmodus nur funktioniert, aber nicht lebendig ist.

Viele Menschen unterdrücken ihre Bedürfnisse jahrelang durch Arbeit oder Suchtverhalten. In der Meditation kommen diese unliebsamen Dinge plötzlich an die Oberfläche. Wichtig ist zu verstehen, dass nicht die Meditation die unangenehmen Gefühle hervorruft, sondern sie nur bewusster macht. Nur so können wir sie mutig anschauen und bearbeiten.
Deshalb sage ich in meinen Seminaren, dass die Achtsamkeitspraxis kein Wellnessprogramm ist. Sie ist ein Weg zur Selbsterkenntnis, Heilung und einem bewussteren Leben. Einem Leben, in dem ich mich als Gestalter, als Regisseur meines Lebens sehe – und nicht als Protagonist in den Zwängen des Bittstellers und Unterwürfigen, der immer die anderen für die Miseren und das eigene Leid verantwortlich macht: die Eltern, den Chef, die Kollegen, die Politik, das Schicksal, die Gene und was es da noch so alles gibt. Es geht darum, selbstverantwortlicher zu sein und sich aus der Ohnmacht des Lebens zu befreien.

Meditation für Narzissten?
Ein heißes Thema: Zieht Achtsamkeit Narzissten an? Einige Menschen mit narzisstischen Zügen finden sich in spirituellen Praktiken wieder. Achtsamkeit bringt Kraft und persönliche Macht, was attraktiv sein kann. Aber verstehen wir das richtig: Meditation und Achtsamkeit fördern keinen Egoismus. Im Gegenteil, sie schmettern ihn nieder. Das Ziel ist Mitgefühl und mehr Selbstlosigkeit, nicht ein aufgeblasenes Ego.

Achtsamkeit oder lieber unbewusst durchs Leben?
Einige sagen, Achtsamkeit ist nichts für sie. Aber was ist die Alternative? Unbewusstheit? Vielleicht kennst Du den Film „Matrix„. In einer Schlüsselszene wird der Hauptdarsteller Neo, gespielt von Keanu Reeves, gefragt, ob er die blaue oder die rote Pille nehmen möchte. Die blaue Pille verspricht ein angenehmes Leben in einer illusorischen und scheinbar perfekten Welt, frei von Sorgen und unangenehmen Wahrheiten. Die rote Pille hingegen bedeutet, aus diesem bequemen Schlaf zu erwachen und die manchmal harte Realität zu erkennen, bietet aber auch die Chance auf wahre Freiheit, tiefere Einsichten und ein authentisches Leben voller echter Erfahrungen.
Was denkst Du, für welche Pille würdest Du Dich entscheiden?

Mehr Bewusstsein und Mitgefühl könnten viele globale Probleme lindern – von persönlichen Konflikten bis hin zu weltweiten Kriegen.
Nach nun mehr als zwei Jahrzehnten Achtsamkeitspraxis geht es mir nicht darum, hier Reklame für den Weg zu machen, sondern den Impuls zu geben, dass wir, wie alle Lebewesen, dasselbe Ziel haben: glücklich zu sein. Und einer der elementarsten Dinge, die wir dafür brauchen, ist Selbsterkenntnis durch Bewusstheit und Mitgefühl – für uns und andere.

Achtsamkeit: Mehr als nur eine Therapie und ein Tool
Achtsamkeit ist weder eine Therapie noch ein Coaching, das wir nur nutzen, um uns kurzfristig besser zu fühlen. Sie ist kein billiges Stresspflaster oder simples Werkzeug zur schnellen Stressreduktion. Achtsamkeit ist ein Transformationsprozess, der uns zu den tiefsten und wesentlichsten Aspekten des Lebens führt. Sie reißt uns aus der Betäubung des Alltags und schenkt uns echtes, pulsierendes Leben. Achtsamkeit ist das Betriebssystem, auf dem Dein Leben wirklich läuft. Ohne sie bleibst Du unbewusst und abhängig wie ein kleines Kind, gefangen in den Geschichten anderer und Deiner eigenen Illusionen.

Trau Dich, wach zu werden! 🌟

Wie bei jeder Fähigkeit – sei es das Erlernen einer neuen Sprache oder der Aufbau körperlicher Fitness – braucht es Zeit und Arbeit, um Achtsamkeit zu meistern. Aber es lohnt sich! Die wissenschaftlichen Studien sprechen eine klare Sprache (u.a. in meinem Beitrag zu lesen).

Bleib neugierig und kritisch
In meinem neuen Buch „Achtsamkeit für Skeptiker“, das bald erscheint, beleuchte ich die Achtsamkeitsszene kritisch. Es gibt zahlreiche Missverständnisse, die aufgeklärt werden müssen. 

Bleib dran und lass Dich nicht von so manchen Berichten abschrecken. Achtsamkeit und Meditation kann Dein Leben bereichern, wenn sie mit Weisheit und Vorsicht praktiziert werden.