Wir werden täglich mit Nachrichten und Informationen gefüttert. Obwohl, füttern vielleicht hier nicht das richtige Wort ist. Denn zum Füttern braucht es jemanden, der seinen Mund aufmacht. Gerade heutzutage führen die vielen Nachrichten zu Angst, Wut und Ohnmachtsgefühlen. Bilder von Krieg, Flüchtlingskrisen, Umweltkatastrophen, Terroranschlägen sowie Börsen- und Wirtschaftscrashs schlagen Wurzeln in unserem Gedächtnis. Dies geschieht mehr als es uns bewusst ist. Vor Kurzem teilte mir eine Bekannte mit, dass sie in ihrem Leben (sie ist über 70 Jahre alt) noch nie so eine Hysterie erlebt habe wie in den letzten Tagen. In einigen Geschäften sind die Regale leer, weil wegen dem Coronavirus die Menschen Hamsterkäufe tätigen.
Ich möchte in diesem Brief nicht auf die Inhalte der Nachrichten eingehen, sondern auf die Tatsache, dass wir unsere Ängste nicht unnötig füttern sollten. Neben den physischen Viren gibt es auch eine Art „mentale“ Viren. Diese sind nicht sichtbar, sie sind subtiler und manchmal viel gefährlicher. Sie arbeiten im Verborgenem und können sich tief in unser Unterbewusstsein einnisten.
Es gibt eine gesunde Angst, welche uns beschützen möchte. Sie ist notwendig, damit wir nicht blind Sachen tun, die uns schaden könnten. Es gibt aber auch eine Menge unnötiger Ängste und Sorgen, die uns alles andere als dienlich sind. Sie rauben uns täglich viel Energie und lassen uns eng werden (der Begriff Angst kommt u. a. aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie Enge). Ein gutes und lebensbejahendes Leben hat aber viel mit Offenheit und Weite zu tun. Das heißt durch das Leben mit offenen Augen und einem offenen Herzen zu gehen und somit weise und mitfühlend zu sein.
Es geht darum, seine Sinne auch für das Schöne und Gute zu öffnen, um das Leben ganz zu erfahren. Unser Stress hat im Prinzip sehr viel mit unseren täglichen Ängsten zu tun und somit bedeutet Stressbewältigung auch Angstbewältigung.
Achtsamkeit bedeutet alles wahrzunehmen; nichts verdrängen und an nichts haften bleiben. Sie hat nichts mit positivem Denken zu tun, und sie hat auch nichts mit einem Problemdenken zu tun. Manche haben die Vorstellung, dass Achtsamkeit nur mit der Wahrnehmung und Erforschung von nicht angenehmen Körperempfindungen, Gedanken und Gefühlen zu tun hat. Nein, Achtsamkeit nimmt alles wahr. Und das bedeutet sowohl das, was nicht gut ist, als auch das, was gut ist. Für uns Menschen ist es enorm wichtig, die Aufmerksamkeit immer wieder bewusst auf die Guten und schönen Dinge zu richten. Die Hirnforschung bestätigt deutlich, je mehr wir bewusste positive Erfahrungen machen, desto mehr vernetzt sich das Gehirn mit deren Inhalten und lässt uns dementsprechend fühlen.
Von Natur aus ziehen negative Dinge unsere Sinne mehr an. Das ist evolutionsbiologisch auch sinnvoll. Denn für das Überleben war die Erinnerung an eine bestimmte Gefahr wichtiger als der schöne Sonnenschein von gestern. Die negativen Erfahrungen bleiben stärker in unserem Kopf haften, als die schönen. Laut einigen Studien braucht es für eine negative Erfahrung fünf positive, um diese quasi neutralisieren zu können. Somit sollten wir uns immer wieder auch dem Positiven widmen. Ein einfacher Satz, den ich oft in meinen Kursen sage, ist: Tue mehr von dem, was Dir gut tut, und weniger was Dir nicht gut tut. Einfach im Verstehen, schwer in der täglichen Umsetzung, denn wir müssen es selber tun. Wir sind aufgerufen ins Handeln zu kommen, denn es wird keiner an unsere Tür anklopfen und diese Arbeit für uns machen.
Auf den Titel dieses Schreibens zurückzukommen: Was nimmst Du über Deine Augen, Deinen Ohren, Deine Nase, Deinen Mund und Deine Haut auf?
Für alle ist es plausibel, dass auf Dauer künstliche und schädliche Inhaltsstoffe im Essen uns krankmachen würden. Somit versuchen wir sie nach Möglichkeit zu meiden. Machen wir das auch mit anderen Dingen? Mit Dingen, die wir täglich sehen und hören?
Wir haben eine Wahl! Wir müssen uns nicht ständig mit negativen und angsterregenden Bildern aus den Medien füttern lassen und mit Menschen umgeben, deren negative Sichtweisen uns belasten. Unser Leben wird nicht sicherer, wenn wir uns immer und immer wieder dieselben Nachrichten im Fernsehern und in den sozialen Medien anschauen. Mach den Mund zu, wenn es Dir nicht schmeckt. Es hat keinen Sinn, Dich mit immer wieder mit schädlichen Dingen füttern zu lassen. Öffne Deine Augen für das Schöne und Gute in der Welt, denn davon gibt es mindestens genauso viel. Und öffne Deine Augen auch für das Schöne und Gute an Dir. Jon Kabat-Zinn sagte einmal: „An Dir ist viel mehr in Ordnung, als nicht in Ordnung.“
Am Ende kommt es auf das Tun an. Und vielleicht auf etwas, was nicht in unseren Händen liegt. Das letzte Geheimnis, das keine Technik und Methode ist und nicht von uns viel erfordert, als zu Vertrauen, dass alles gut wird.