Wir leben in einer schnelllebigen Zeit die einem rasanten technischen Wandel untersteht und unser Kommunikations- und Sozialverhalten sowohl beruflich als auch privat enorm geändert hat. Heute sind wir besser denn je in der Lage, global zu kommunizieren und uns immer mehr zu vernetzen. Dieser technische Fortschritt und die Globalisierung bewirken, dass sowohl Arbeitnehmer wie auch Arbeitgeber, mehr oder weniger gezwungen werden, alte Pfade zu verlassen und sich neuen Herausforderungen zu stellen. Die Bedeutung der sozialen Qualifikationen für die Arbeitgeber, ist in den heutigen Stellenanzeigen nicht zu übersehen, sie ist zu einer wichtigen Schlüsselqualifikation geworden. Eine reine fachliche Kompetenz ist nicht mehr ausreichend, damit ein Unternehmen wettbewerbsfähig bleibt. Dies betrifft letztlich nicht nur Individuen und Unternehmen, sondern − durch deren Interaktion mit der Umwelt− die Entwicklung einer ganzen Gesellschaft.
„Soziale Kompetenz ist der Erfolgsfaktor für den Einzelnen, die Unternehmen und die Gesellschaft […] Sie bildet die Voraussetzung für das Leben mit anderen, […] es geht nicht um ein mechanistisches Funktionieren, sondern um ein komplexes Gefüge aus Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsstrukturen, welche durch die Notwendigkeit sozialen Zusammenlebens […] bestimmt sind.“ (Faix/Laier 1996)
Im folgenden werden die „sozialen Kernkompetenzen“, die sowohl in der Literatur als auch in der Praxis als besonders wichtig gelten, zusammengefasst aufgeführt:
- Kommunikationsfähigkeit
- Kooperationsfähigkeit
- Teamfähigkeit
- Konfliktfähigkeit
- Kontaktfähigkeit
- Kompromiss-/Durchsetzungsfähigkeit
- Empathie
- Selbstvertrauen
- Flexibilität
- Selbstreflexion
- Motivation
- Selbstdisziplin
- Verantwortung
- Engagement
Kann soziale Kompetenz erlernt werden?
Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass bestimmte Kompetenzen, so zum Teil auch die soziale Kompetenz, nur in geringerem Maße erlernt werden kann. Gewiss spielen erbliche und umweltbedingte Faktoren eine wichtige Rolle, dass aber Kompetenzen, in diesem Fall die soziale Kompetenz, sehr ausbaufähig ist, wird seitens der Forschung auch immer mehr bestätigt. Die Gehirnforschung zeigt uns mit ihren Erkenntnissen im Bereich der Neuroplastizität, dass Verhaltensänderungen auch im Erwachsenenalter durchaus möglich sind. Unter Neuroplastizität versteht man die Eigenschaft von Synapsen, Nervenzellen oder auch ganzen Hirnarealen, sich in Abhängigkeit von ihrer Nutzung neu zu organisieren bzw. zu verändern. Gehirnforscher dachten bis vor zwei Jahrzehnten noch, dass das Gehirn nach der Geburt kaum veränderbar ist. Nach dem Hirnforscher Manfred Spitzer ist aber unser Gehirn mit Abstand unser veränderbarstes Organ (Spitzer 2003). Weiterhin beweist auch die Epigenetik − ein Teilgebiet der Biologie − mit neuesten Erkenntnissen aus der Genforschung, dass wir nicht „Sklaven“ unserer Gene sind: „Die Annahme, der genetische Einfluss auf die (psychische) Entwicklung sei konstant und nur durch gentechnologische Maßnahmen veränderbar, ist demnach offenbar ein Fehlschluss.“ (Schmidt; Petermann; Schipper 2012)
Neben der bewussten Bildung im schulischen und außerschulischen Bereich, ist aber zu einem großen Teil das Erlernen von sozialen Kompetenzen, ein unbewusster Prozess. Denn wie viele Forschungsuntersuchungen zeigen, ist das unbewusste Imitieren von anderen Personen – in den früheren Jahren besonders der Eltern und näheren Bezugspersonen – für den Entwicklungsstand im Bereich der sozialen Kompetenzen ausschlaggebend. Denn, ob wir wollen oder nicht, wir werden durch unsere Umwelt nicht unwesentlich geformt und beeinflusst. Diese Erkenntnis könnte uns helfen, nach Möglichkeit uns bewusst ein förderliches Umfeld bzw. passende Maßnahmen zum Erwerb von sozialen Kompetenzen auszusuchen.
Faix, Werner G.; Laier, Angelika (1996): Soziale Kompetenz. Wettbewerbsfaktor der Zukunft. 2. Aufl., Wiesbaden: Gabler Verlag.
Schmidt, Martin H.; Petermann, Franz; Schipper, Marc (2012): Epigenetik–Revolution der Entwicklungspsychopathologie? (4). Online verfügbar unter https://www.zrf.uni-bremen.de/zkpr/base/top_r07/16s.pdf.
Spitzer, Manfred (2003): Nervensachen. Perspektiven zu Geist, Gehirn und Gesellschaft. Stuttgart: Schattauer Verlag.