Komplexität und Intuition

Die Halbwertszeit des Wissens ist durch die rasante technische Entwicklung und die Globalisierung extrem gesunken. Die Welt ist komplexer und das Wissen zur wichtigsten Ressource geworden. Eine enorme Menge an Wissen haben Menschen angesammelt, was große Fortschritte in verschiedenen Lebensbereichen hervorbrachte. Das Problem ist aber, dass die Menge an Informationen stetig steigt und die Zeit, um diese zu verarbeiten, immer mehr sinkt. So muss nach Schiersamnn und Thiel „in den nächsten zehn Jahren [..] die Menschheit mehr Wissen verarbeiten als in den letzten 2500 Jahren zusammen.“ Neben dem Wunsch nach mehr Wissen und Informationen, das sowohl für Individuen als auch für Unternehmen gilt um bestehen und wettbewerbsfähig zu sein, steigt allgemein auch die Angst nicht genug zu wissen. Die richtigen Entscheidungen zu treffen wird somit immer schwieriger. Das Übermaß an Informationen und Methoden die zur Verfügung stehen, vergrößert oft eher das Problem als zur Lösung beizutragen.Unser bewusster Verstand ist mit seiner begrenzten Aufnahmefähigkeit kaum in der Lage, immer eine passende Antwort zu finden.

Der Verstand, die Logik, ist in einer immer komplexer werdenden Welt wichtig, aber zur Beantwortung von vielen Fragen nicht ausreichend. Der Professor für Bioinformatik Heinz-Uwe Hobohm erklärt: „Die Rolle des Verstandes ist so doktrinär in uns verankert, dass kaum jemand fragt, ob wir nicht noch andere Werkzeuge besitzen, um zu lernen, zu reagieren, uns zu entwickeln, mit Dingen und Menschen umzugehen.“

Das Unbewusste – mit seiner außerordentlich großen Verarbeitungskapazität − sowie die Intuition bieten ein großes Potenzial für komplexe Entscheidungen und zwischenmenschliche Beziehungen. Die Intuition kann zwar nicht immer zur Lösung eines Problems beitragen. Denn bei Aufgaben, die eine erhöhte Präzision verlangen, ist das bewusste Denken gefordert. Aber, wie Gigerenzer erklärt, „an der Intuition führt kein Weg vorbei; ohne sie brächten wir wenig zustande.“