„Es gibt nur zwei Fehler die man auf dem Weg zur Wahrheit machen kann:
Nicht den ganzen Weg gehen und nicht beginnen.“ (Buddha)
Vor Kurzem stoß ich in einer Buchhandlung auf das Buch von dem israelischen Historiker und Gelehrten, Yuval Noah Harari. Er schreibt in seinem Bestsellerbuch „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“, wie er eine Menge Wissen und Erfahrungen in seinem Leben gesammelt hatte (er bekam 2002 einen Doktortitel der Universität Oxford verliehen und ist heute Dozent der Fakultät für Geschichte der Hebräischen Universität Jerusalem), aber die Stille und das beurteilungsfreie Wahrnehmen und Erforschen in der Meditation führten ihn zur Erkenntnis, die sein ganzes Wissen stark relativiert haben. So schreibt er: „Die Welt erschien mir sinnlos, und auf die großen Fragen, die ich an das Leben stellte, bekam ich keine Antworten. […] Als ich an der Universität studieren begann, dachte ich, das wäre der ideale Ort, um Antworten zu finden. Doch ich wurde enttäuscht. […] Bis dahin wusste ich recht wenig über Meditation und war der Ansicht, dazu gehörten alle möglichen komplizierten mystischen Theorien.“
Dann schreibt Harari über seiner Erfahrung mit dem Meditationslehrer, S. N. Goenka, der ihn am Anfang seiner Achtsamkeitspraxis mit folgender Übungsanleitung beeindruckt hatte:
„»Wenn der Atem einströmt, bist du dir einfach nur bewusst – jetzt strömt der Atem herein. Wenn der Atem hinausfließt, bist du dir einfach nur bewusst – jetzt fließt der Atem hinaus. […] Und wenn du die Konzentration verlierst und dein Geist damit beginnt, zu Erinnerungen und Fantasien abzuschweifen, bist du dir einfach bewusst – jetzt schweift mein Geist vom Atem ab.« Das war das Wichtigste, was jemals irgendjemand zu mir gesagt hatte. […] Das Erste, was ich lernte, als ich meinen Atem bewusst wahrnahm, war, dass ich trotz all der Bücher, die ich gelesen, und all der Seminare, die ich an der Universität besucht hatte, so gut wie nichts über meinen Geist wusste und nur ganz wenig Kontrolle über ihn besaß.“
Harari beobachtet also seinen Atem und kommt zur Erkenntnis, dass er eigentlich nichts über seinen Geist weiß. Es braucht schon eine gewisse Intelligenz, um das zu erkennen. Viele würden hier sagen, dass das Beobachten des Atems doch nichts Besonderes sei. Oh doch, den Atem nur zu beobachten und sich von den eignen Widerständen und Anhaftungen zu lösen, ist alles andere als leicht. Eins mit dem Atem zu sein bedeutet, eins mit sich selbst und der Welt zu sein.