In der Meditationspraxis des Zen nutzt ein Lehrer oft Fragen oder Aussagen – sogenannte Koans –, um Dich zu tieferer Einsicht und Selbsterkenntnis zu führen.
Betrachte folgendes Koan: Der Meister sagt, „Wer gut schießen kann, trifft nicht die Mitte des Ziels.“
Bitte halte für einen Moment inne und überlege: Was könnte damit gemeint sein?
In diesem Koan geht es um Deine Handlungsfreiheit – die Freiheit, in verschiedenen Lebenssituationen eigenständig zu handeln. Es geht nicht darum, stets das zu tun, was andere von Dir erwarten oder als richtig ansehen, wie es oft Eltern, Gesellschaft und religiöse Institutionen vorschreiben. Hier spreche ich nicht von grundlegendem ethischen Verhalten, wie dem Respekt vor anderen Menschen oder dem Einhalten von Gesetzen, die wichtig für das Zusammenleben sind. Wahre Handlungsfreiheit bedeutet auch, das „Falsche“ tun zu dürfen. Was richtig und was falsch ist, hängt letztendlich stark von Deinem kulturellen Kontext ab. Oft fühlst Du Dich richtig, wenn Du eine Aufgabe gut erledigst oder ein Ziel erreichst. Hast Du es jedoch nicht erreicht, fühlst Du Dich falsch, als hättest Du versagt. Warum siehst Du es nicht einfach so, wie es ist – das Ziel nicht getroffen, ok, einfach nicht getroffen.
Achtung! Dies wäre jedoch nicht die Antwort, die Du einem Zen-Lehrer oder einer Zen-Lehrerin geben würdest. Bei Koans geht es darum, die Dualität zu überschreiten und mit dem Wesen einer Frage oder Aussage wie dieser eins zu werden. Probier es aus. Vielleicht findest Du ja zur Lösung.