„Die wesentliche Welt kann nicht durch Nachdenken, intellektuelle Betrachtung oder philosophische Begriffsarbeit erfasst werden. Der einzige Weg dahin ist, sie durch unsere eigene lebendige Erfahrung zu erkennen.“ (Zen-Meister Kôun Yamada)
Lust auf die Schule hatte ich als Jugendlicher nicht. Die üblichen Fächer weckten in mir bedingt das Interesse, denn mir fehlte oft der Bezug zum Alltag. Die gut gemeinten Ratschläge, dass ich mit guten Noten einen guten Job finden und mehr Geld verdienen könnte, reichten damals nicht, um mich zu einem motivierten Schüler zu entwickeln. Das Ganze war einfach noch viel zu fern von mir und meiner Realität. Mich beeindruckten Personen, die neben dem gängigen Wissen auch Kompetenzen besaßen, die über unser rationales Verständnis hinausgingen und in der Praxis sichtbar waren. So erlebte ich bei den Kampfkunstmeistern aus dem fernen Osten unerklärliche Fähigkeiten, die mich faszinierten. Schon damals dachte ich mir, dass wir so viele Potenziale besitzen, die wir aber leider nicht nutzen.
Fragen über das Entstehen der Welt und dem unendlichen Universum, Sinnfragen, warum und wie wir leben, warum manche Menschen leiden und andere wiederum glücklich sind, bewegten mich. Die Psychologie und die fernöstlichen Kampfkünste sowie die Meditationslehren waren Dinge, denen ich tiefer auf den Grund gehen wollte. Mit der Zeit verstand ich aber, dass dieses tiefere Wissen nicht in den Büchern und über unseren Intellekt zu finden ist, sondern nur über die eigene lebendige Erfahrung.
Nicht nur die Schulung der Logik und der Sprache ist bei der Entwicklung der menschlichen Kompetenzen wichtig. Fähigkeiten, die im klassischen Schulsystem und im globalen Wettbewerb um wirtschaftliche Macht oft im Vordergrund stehen. Wir brauchen ebenso eine Bewusstseinsbildung, also eine Bildung des Seins, die den Menschen in seiner Ganzheit erfasst und ihn im Einklang mit der Natur und seinem individuellen Entwicklungsprozess fördert. Und das alles hat viel mit unserer Lebensqualität zu tun, also mit Glück und Zufriedenheit. Das, was wir letztlich alle suchen.
Vertrauen, Kreativität und Intuition, das „Über-den-Tellerrand-Schauen“, ist die Grundlage, um das erlernte Wissen effizient und effektiv anwenden zu können. Dies hilft uns, aus festgefahrenen Denkmustern auszubrechen und in der neu gewonnenen Freiheit passende Lösungen für unser Leben zu finden.
Heute tut sich einiges im Bereich der Bildung und so freut es mich sehr, wenn ich höre, dass zum Beispiel in England an vielen Schulen Achtsamkeit als Pflichtfach eingeführt wurde. Das Ziel ist es, die Kinder in ihrer Resilienz zu stärken. Denn leider hört man auch in den Schulen immer mehr vom Leistungsdruck, Aufmerksamkeitsdefiziten und Versagensängsten.
Im Rahmen eines Projektes, welches durch die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gefördert wurde, leitete ich einen Kurs an der Stadtschule Bad Vilbel und vor einigen Tagen wurde darüber berichtet und ein Podcast veröffentlicht. Hier die Infos dazu:
Stark nachgefragt: Achtsamkeitstraining in Bildungseinrichtungen!
Insgesamt 73 Kurse starteten bereits nach einheitlichem Curriculum in ganz Deutschland – 10 weitere sind noch geplant. In den Trainings bilden Mitglieder des Verbandes der Achtsamkeitslehrenden (MBSR-MBCT Verband e.V.) insgesamt rund 1.000 pädagogische Fachkräfte darin aus, Meditations- und Atemübungen für Kinder und Jugendliche anzuleiten. Als Grundlage für den Kurs, der sich an pädagogisches Personal vom Kindergarten bis zur Berufsschule wendet, erarbeitete der gemeinnützige Verein AKiJu e.V. ein einheitliches Curriculum. Erfahrene Achtsamkeitslehrende und Pädagog:innen, u.a. Vera Kaltwasser, haben daran mitgewirkt. (…) Einen Eindruck vermittelt der Kurs von Renato Kruljac in Bad Vilbel, den der aktuelle AUF!leben-Podcast porträtiert.
https://www.auf-leben.org/